grundgedanken

Donnerstag, 4. Oktober 2007

im zentrum: taufe, eucharistie, firmung als gemeindesakramente

Boden der Gemeinde und Quelle ihrer Erneuerungskraft sind Taufe, Firmung und Eucharistie. Das ist keineswegs überall sichtbar in unserer Kirche. Somit gilt meine erste Investition diesen drei Sakramenten – hier muß alles ausgeschöpft sein: Die besten Mitarbeiter, die größte Motivation, Freude beim Feiern. Gott hat jede Gemeinde mit den nötigen Charismen ausgestattet, daher: Pflege der Dienste in der Liturgie. Ein sinnerfüllter Vortrag der Lesungstexte, dem man gerne lauscht. Das ist der erste und wichtigste Zugang zum Wort Gottes. Die Liturgietradition hat Kreativformen entwickelt: kunstvoll geschmückte Bücher, feierliche Prozessionen, festliche Gesänge. Kantoren und Kirchenchor, die die Gemeinde zum singenden Lobpreis anleiten, nicht Konzerte geben. Wiederum ein Dienst am Glaubensleben der Gemeinde. Ebenso Mesnerdiest zur Führung des Kirchenhaushalts, Ministrantendienst für eine schöne Feier, von Kindern und Erwachsenen ausgeführt, und viele andere Dienste bringen zum Ausdruck: Die Eucharistie ist Sakrament der Gemeinde, nicht die Sache des Pfarrers.
Sie wird so schön und feierlich, wie Menschen ihre besten Gaben investieren. Hier bildet sich christliche Identität, hier wächst die Gemeinde.
Das gleiche gilt für die Taufe. Wer soll sie wahrnehmen, wenn sie nur im kleinen Privatkreis gefeiert wird? Wie soll sich die Gemeinde freuen können über ihre Stärkung, wenn sie anonym und privat geschieht? Ich bemühe mich, die Tauffeier in die Öffentlichkeit des Sonntagvormittags zu holen, und nach der Predigt stehen Kinder und Angehörige um den Taufbrunnen, und beim Glaubensbekenntnis betet die ganze Gemeinde mit. Das ist ein Gemeindefest! – und doch: In der Taufe nehmen nicht wir einen Menschen in die Gemeinde auf (Rekrutierung), sondern Christus nimmt den Menschen an und verbindet sich unauflöslich mit ihm! Ich beharre auf einer christologischen Tauftheologie, von der alle Tauffamilien sagen, sie hätten sie noch nie gehört. Hier entscheidet sich, ob Kirche als lebendiger Leib Christi gesehen wird oder als fade Institution mit Mitgliedsbeitrag.
Auch im Firmsakrament wird Gemeinde sichtbar. Gerade an der Entscheidungsschwelle: Ringt sich ein Mensch dazu durch, selbstbewußt in die kirchliche Öffentlichkeit zu treten? Hat er Unterstützung von Eltern und Gemeinde? Findet er zu einer reifen Bejahung des Erlösungshandelns Christi? Ich betone die Verantwortung der ganzen Gemeinde: Was sie bereit ist, in die Zukunft und in die Glaubensentwicklung zu investieren, wird am Stil der Vorbereitung und an ihren Konsequenzen ablesbar: Das Sakrament an der Schwelle offenbart die Ambivalenz der Gemeinde. Firmung soll Gläubige und Gemeinde stärken und sammeln!

Innovative Pastoral beschuldigt weder Gesellschaft, Pfarrer noch Kirche, sondern identifiziert sich mit den Aufgaben.

was ist i.p.? ein plädoyer

Keine Minute meines Lebens habe ich die Unterscheidung zwischen konservativ und progressiv ernst genommen, obwohl die Kirche Wiens, in der ich aufgewachsen bin, gänzlich in diese zwei Lager geteilt ist. Das Begriffspaar suggeriert eine Alternative, die es im Glauben nicht gibt, und ist wahrscheinlich der Parteipolitik entlehnt. Suchte man stattdessen theologische Begriffe, käme man auf Neuevangelisierung, Lebendigkeit oder Aggiornamento, den von Papst Johannes XXIII. geprägten Leitbegriff, der dann im zweiten vatikanischen Konzil zum Ausdruck kam. Und zu diesen Vorgängen der Erneuerung der Kirche gibt es keine Alternativen, weil es für Christen bei Lebendigkeit nur eine Wahl gibt: Christus ist Licht und Leben, der Tod entmachtet.
Wozu ich in der Kirche keine Alternative sehe, soll nun innovative Pastoral genannt werden. Das ist kein Anpassungsvorgang, wie etwa Soziologen menschliches Wachstum manchmal beschreiben. Kirche ist nicht anpassungsfähig, denn was sollte da herauskommen, wollte man die Botschaft vom menschgewordenen Gott verdiesseitigen? Eher schon müßte Kirche die Welt sich anpassen, nämlich einem wahrhaft humanen Verständnis vom Menschen, seinen Sozialformen, seiner Verantwortlichkeit, seiner Freiheit, seiner Geschlechtlichkeit, seiner Bedürftigkeit.
Aber innovative Pastoral hat nichts mit Anpassung zu tun, sondern sie lebt aus dem Geist, der lebendig ist und lebendig macht. Innovative Pastoral findet und geht neue Wege. Sie löst sich von Kümmerformen des Glaubens und investiert in Zukunftsformen des Glaubens. Sie achtet darauf, was Leben und Gemeinschaft fördert. Und sie konzentriert sich auf Zeichen.
Statt Anpassung empfielt Paulus, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Innovative Pastoral ist somit experimentell: Vieles muß untersucht und ausprobiert werden, neue Formen von Jugendpastoral ebenso wie neue Musik im Gottesdienst. Und sie ist künstlerisch-entwickelnd: Wie ein Kunstwerk eine Gemeinde, und Freude und Lust wird es bereiten, an ihr weiterzubauen und in den Schätzen der Künste und der Phantasie neue Vorstellungen, neue Denkmöglichkeiten zu finden. Nicht nur Kunsthandwerk, sondern berauschendes Strömen des Geistes!
Und nun, Hand aufs Herz: Wieviel Prozent Ihres Engagements in der Gemeinde ist innovativ? Darf es weniger als die Hälfte sein?

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