Fragen statt Antworten

Wer hat gesagt, dass Theologie Reden von Gott sei? Viel eher fragen, suchen und forschen. Das ist nichts zum Nachlesen: Lesen ist gerade erst der Anfang vom Fragen. Ein Beispiel: Als 2009 vom Staatsfernsehen der zweihundertste Geburtstag Charles Darwins zelebriert wurde, fiel kein einziges Wort über Schöpfungstheologie. Warum? Weil wir keines haben. Niemand forscht über Zusammenhang und Unterschied zwischen Evolution und Schöpfung. Und hier begänne die Theologie:
Wir müssten zunächst einen theologischen Zeitbegriff erarbeiten, der über Augustinus und die Antike hinausgeht und mit der Quantenmechanik, der Allgemeinen und der Speziellen Relativitätstheorie auf Augenhöhe ist. Dann geht es darum, wie das von Gott gewollte Geschöpf ins Sein und in die Zeit eintritt und dabei seine Identität bewahren kann. Es ist dieselbe Frage wie die nach Tod und Auferstehung. Zweimal der Übergang. Solche Schöpfungstheologie wäre die Vorderseite der Auferstehungstheologie.
Ein anderes Beispiel: Seit Jahrzehnten reibt uns das sozialistisch geführte Staatsfernsehen bestellte Umfragen unter die Nase. Persönlichkeiten mit Sendungsbewusstsein und Karriereknick predigen über das Aufbegehren des Kirchenvolkes. Und wo bleibt die Pastoraltheologie? Wann endlich beginnt sie, die gesellschaftlichen Zerwürfnisse zwischen Liberalen und Konservativen im Revolutionsjahr 1848, im faschistischen Ständestaat und in der Nachkriegsordnung zu untersuchen auf ihre Auswirkungen auf den Katholizismus?
SCHLAGLOCH - 13. Mär, 20:41

Hallo Weichensteller! Über diesen Beitrag,

der auch im "Sonntag" zu lesen war, wurde im Pfarrcafe in Völkendorf gesprochen. Die mehrheitliche Aussage von den Leuten war, dass sie den Inhalt nicht verstehen. Vielleicht könntest du in einem weiteren Beitrag, im "Sonntag", dies etwas erläutern.

Gruss schlagloch

weichensteller - 14. Mär, 21:25

Hallo Schlagloch,

was waren denn genau die Fragen? Zu Evolution und Schöpfung? Oder zum Aufruf zum Ungehorsam?

Liebe Grüße!
SCHLAGLOCH - 15. Mär, 10:59

Hallo! Zum Unterschied / Abgrenzung von Evolution nach Darwin

und theologischer Schöpfung. Zum physikalischen Zeitbegriff und dem theologischen Zeitbegriff.

Gruss schlagloch.

weichensteller - 15. Mär, 14:52

Also, ich sags so:

Die Evolution und das Alltagsverständnis folgen dem klassischen Zeitbegriff nach Newton. Da wird Zeit wie ein objektiver kontinuierlicher Vorgang gedacht, wo eines aus dem anderen folgt. Der heutige Zeitbegriff der theoretischen Physik ist relativ auf Masse und Bewegung, sowie auf das Bezugssystem. Also keine gemeinsame Zeit für alle Objekte.
Der geforderte theologische Zeitbegriff müsste folgendes klären:
Gottes Beziehung zu jedem seiner Geschöpfe unterliegt nicht der Zeit des Geschöpfes. Jung und Alt des Geschöpfes, Fortschritte oder Rückschritte entfernen oder nähern dieses nicht zu Gott. Gott muss sich nicht erinnern, er ist jeder Sekunde des Universums gleich nahe. Daher kann das Geschaffen-Werden auch nicht als ein Vorgang in der Zeit, nach Ursache/Wirkung beschrieben werden. Sondern das Noch-nicht-Sein, das Sein und das Nicht-mehr-Sein eines Geschöpfes sind als ein anderer, neuer Zeitbegriff zu erfassen: Noch-nicht und Nicht-mehr appellieren zwar an unsere Erinnerung oder Zukunftsvorstellung, aber in Bezug auf Gott bedeuten sie keine Zeitentwicklung, sondern eine Seins-Entwicklung.
Lyrisch gesagt: Gott denkt ein Geschöpf, und da ist es zugleich ungeschaffen, aber gewollt, dann existierend, und auch nicht-mehr-existierend. Ein verstorbener Mensch ist Gott gleich nah wie ein lebender oder einer, der erst geboren wird. Ebenso jeder Moment innerhalb des Lebens. Das Hintereinander gibt es nur für das Zeitwesen Mensch.
Die große Frage, die wir endlich stellen sollten, ist, wie wir Menschen die Identität zwischen dem Noch-nicht-Geborenen, dem jungen und alten, sowie dem nicht mehr in der Welt Existierenden begreifen können! Gott hat uns ja in EINEM Blick, für uns aber fällt diese Einheit durch die Zeit auseinander. Anders gefragt: Wie kann der Auferstandene Ich sagen und den meinen, der materiell und zeitlich gelebt hat, wenn er nicht mehr in Materie und Zeit existiert? Also in der Ewigkeit. Also: Wie ist ein Übergang zwischen Zeit und Ewigkeit denkbar?

Genug Fragen?
Aber ich hab ja gewarnt....!

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