Josef Mitterers neues Denken und unser alter Glaube

Nun sind endlich, nach zwei Jahrzehnten, seine beiden wichtigsten Bücher neu erschienen, und nach einigen Zufälligkeiten, dass dieser und jener Journalist in dieser und jener Zeitung sich entschied, darüber zu berichten (wie er selbst sagt), wird sein Denken auch von der philosophischen Kollegenschaft wahrgenommen. Es sind verhältnismäßig schmale Bände, „Das Jenseits der Philosophie“ und „Die Flucht aus der Beliebigkeit“, und sie benötigen kaum Fremdworte oder Fachvokabular, um ihre sehr radikalen Thesen darzustellen.
Die abendländische Philosophie, und im Anschluss erst recht die moderne Naturwissenschaft, würde immer von einem Gegensatz zwischen Denken und Sein ausgehen. Hier der menschliche Geist, dort die Natur, die er zu erkennen versuche. Aber diesen Gegensatz, den Mitterer als dualistisches Denken bezeichnet, macht das Denken. Es gibt keine Welt der Dinge, und daneben eine Welt ihrer Beschreibungen. Josef Mitterer, Philosoph an der Universität Klagenfurt, schlägt eine andere Art des Sprechens und Erkennens vor: das nondualistische Denken. Hier nimmt man den Gegenstand, über den man etwas sagen möchte, als bisherige Beschreibung, z. B. einen noch unbekannten Berg. Aber das Unbekannte wird bereits als ein Berg beschrieben, mit einer bestimmten Umgebung usw. Die Untersuchung soll nun diesen Berg erkunden, seine Höhe, seine Zusammensetzung und Geschichte. Der bisherigen Beschreibung wird somit eine weitere, spätere hinzugefügt. Nun hat der Berg einen Namen und gilt als bekannt und erschlossen. Die Erkenntnis findet zugleich in der Sprache (Beschreibung) und am Berg statt. Beides zusammen ist die Wirklichkeit. Es gibt keine Trennung zwischen Sprache und Wirklichkeit. Was hat das alles mit Religion zu tun?

Vor fast tausend Jahren hat der Benediktinermönch Anselm von Canterbury über Gottes Größe betend meditiert. Gott sei so groß, dass seine Nichtexistenz undenkbar wäre. Ein monotheistisches Gottesbild ist universal und transzendent. Die Grenzen unseres Denkens sind Gott nicht angemessen, zwischen hier und dort, zwischen früher und später, auch nicht die Grenze zwischen Gott bloß denken und Gottes wirklicher Existenz. Mit Josef Mitterer sage ich: Der Gläubige, der Gott begegnet, fügt den bisherigen Beschreibungen (Zeugnissen) eine hinzu: Dieser Gott, den die Väter bezeugen und zu dem Jesus betet, erweist sich auch in meinem Leben als liebender und lebendigmachender Gott. (Betende) Sprache und Wirklichkeit sind nicht zu trennen.

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