Erstaunliche Selbstzufriedenheit

Jetzt ist schon wieder etwas passiert“, beginnt Thomas Götz seine Suada über den Papst (Kleine Zeitung, 19.3.). Er mokiert sich über die Aussagen des Papstes über pastorale Probleme der Kirche in Afrika. „Das hätte er besser nicht getan.“ Über das kirchliche Anliegen, Sexualität zu humanisieren, spottet er. Er nennt das „grobe Vereinfachung“ und empfiehlt das päpstliche Anliegen für Eheseminare in Oberbayern. Dass Millionen Menschen den Weg des Papstes säumen, dass sie ihm zujubeln, hält er vermutlich für rückständig. Dass Missionare, die Jahrzehnte ihres Lebens unter Einsatz aller Kräfte im Dienst der Menschen in Afrika leben, seine Ansprachen begrüßen, hält er vielleicht für unkritisch. Dass seine eigene Zeitung auf der Seite davor einen fünfspaltigen Artikel mit einer Life-Reportage aus Kamerun bringt, die den Unterschied zwischen europäischer und afrikanischer Einstellung zu Empfängnisverhütung erklärt, hat er vielleicht mit Missgefallen akzeptiert. Möglicherweise, weil die Herausgeber seiner Zeitung eigentlich der Kirche nahe stehen.

Nun, Thomas Götz scheint hier Morallektionen zu verteilen, und der Papst wird von ihm gemaßregelt wie ein Schulbub. Man bekommt den Eindruck, die Journalisten wären unfehlbar, und sie hätten eine besondere Legitimation und einen privilegierten Zugang zur Wahrheit. Wochenlang haben wir über die demokratische Rückständigkeit der Kirche bei Bischofsernennungen gelesen – aber wer hat Thomas Götz gewählt? Wenn die Medien objektiv und unparteiisch berichten, warum üben sie dann Druck aus mit den ständigen Berichten über Kirchenaustritte und Meinungsumfragen zum Zölibat? Und berichten nicht wenigstens im gleichen Ausmaß über volle Kirchen, z.B. in Oberösterreich? Weil das nicht sein darf. – Nein, Medien spielen mit ihrer Macht in der Öffentlichkeit und nützen sie zur Durchsetzung gesellschaftlicher Veränderungen. Sybille Hamann, Die Presse, 25.3., nennt den Papst einen Angehörigen einer „Kleingruppe von Männern“, die geschützt gehört wie aussterbende Tiere, und vergleicht den Klerus mit homosexuellen Wohngemeinschaften der Siebzigerjahre. Kaum zu glauben, dass sie vom Oberhaupt der weltgrößten Glaubensgemeinschaft spricht, die seit Jahrhunderten das Leben der Armen in aller Welt teilt und in Schutz nimmt. Die Wiener Journalistin wirft der Kirche Weltfremdheit vor und empfiehlt Kondome und Abtreibung für die afrikanische Volksgesundheit und Armutsbekämpfung – eine sicherlich sehr erfahrene Position.

Es ist der populistische Kampf gegen „die da oben“, gegen Kirchenleitung und Tradition, aber im selben Sinne auch z.B. gegen Beamte und Lehrer. Viel hartnäckiger als gegen Kirche schreiben die Zeitungen gegen die Schule, zitieren genüsslich Länder-Rankings mit dem Schlusslicht Österreich und inszenieren den Showdown zwischen Bildungsministerin und Lehrerschaft, nicht ohne die armen Schüler und Schülerinnen zu bedauern, auf deren Rücken diese Profilierungen stattfinden. Und die dritte Zielgruppe der journalistischen Scharfschützen und Hasenjäger sind natürlich von jeher die Politiker. Kommen wir nicht ohne Feindbilder aus? Müssen wir 100 Jahre nach der Monarchie noch immer am Thronsturz arbeiten? Und was ist das für ein gesellschaftliches Ziel, nach dem heruntergewirtschafteten Zusammenhalt von Gläubigen und Bischöfen, Lehrern und Schülern, Briefträgern und Eisenbahnern, Beamten, Angestellten, Unternehmern und Gewerkschaften, nun in einen entfesselten Individualismus einzumünden?

Es ist niemand aufgefallen, mit welcher Selbstgerechtigkeit wiederum Europäer ihre Sexualmoral den Afrikanern aufdrängen wollen, nach jahrhundertelangem Sklavenhandel und bis heute fortdauernder wirtschaftlicher Ausbeutung. Wir Europäer mit den zerbrochenen Familien, den überforderten Müttern, den auf sich allein gestellten Kindern, den nicht geborenen Kindern, der versiegten Potenz, der ungerichteten sexuellen Energie und der schwindenden Beziehungsfähigkeit - wir belehren die Afrikaner, die von großen Familien und Stammesverbänden getragen werden. Als ob wir stolz sein könnten auf europäischen Sextourismus, Pornoindustrie und Viagra. Hat einer dieser Kirchenkritiker einmal erläutert, mit welchen Menschenbild er für die Befreiung des Menschen kämpft? Und auf welche Erfolge stützt er sich? Wem ist er verantwortlich?
Während Milliarden Euro und Dollar für Waffen ausgegeben werden, können Afrikaner Aids-Medikamente nicht bezahlen. Und dann spottet jemand über die Kirche, die genau diesen notleidenden, ausgebeuteten Menschen nahe ist und hilft. Wenn auch Selbsterkenntnis in die Medienlogik passen würde. Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit und Beschränktheit. Eine Ahnung unserer Erbärmlichkeit. Und Dankbarkeit für unser unverdientes Wohlergehen. Nicht nur für Kinder. Und nicht nur vor Ostern. Denn auch dafür stehen Papst und Kirche: Wir glauben an die Freiheit des Menschen, sich selbst zu erkennen und umzukehren.


Goetz-ueber-Papst

LEITARTIKEL

Plädoyer für ein päpstliches Bußschweigen über Sexualität

Wie Papst Benedikt XVI. seine Afrika-Reise ruinierte.

Jetzt ist schon wieder was passiert. Papst Benedikt XVI. hat über Aids und Kondome geredet und das in Afrika. Das hätte er besser nicht getan. Was immer noch gesagt werden wird auf seiner Reise, der eine Satz wird in Erinnerung bleiben. „Die Immunschwächekrankheit Aids ist nicht durch die Verteilung von Kondomen zu überwinden, im Gegenteil, das verschlimmert nur das Problem“, sagte der Papst in einer improvisierten Pressekonferenz im Flugzeug. Eine Begründung blieb er schuldig.

Wie sich Benedikt XVI. die Bekämpfung der Seuche vorstellt, kann man in der Abschrift des Gesprächs nachlesen. Es gehe darum, „die Sexualität zu humanisieren“, den „Menschen von innen zu erneuern“. Man müsse den Menschen „geistliche und menschliche Kraft geben für das rechte Verhalten gegenüber dem eigenen Körper und den des anderen.“ Das ist ein schönes und wichtiges Langzeitprogramm, bestens geeignet für Eheseminare in Oberbayern.

Der Papst aber sprach über Afrika. Dort leben sechzig Prozent aller Aids-Kranken. 17 Millionen Afrikaner sind schon an Aids gestorben, 22 Millionen haben sich infiziert. Vor diesem Hintergrund ist Benedikts Philippika gegen eines der wenigen wirksamen Mittel, das die Übertragung des Virus vereiteln kann, gemeingefährlich. Daran ändern auch die feinsinnigen Erwägungen nichts, die er seinem Urteil anfügt. Das Donnerwort über Kondome erschwert Ärzten, Missionaren und anderen Helfern den Kampf gegen die verheerende Krankheit. Sätze wie der zitierte verstärken die Unwissenheit über die Ursachen der Seuche und ihrer Weitergabe.

Dass der Papst nur sagt, was die Kirche seit über vierzig Jahren glaubt verkünden zu müssen, macht die Sache nicht besser. Der Ursprung liegt in der kurzschlüssigen Idee, Sex wäre nur dann gut, wenn Fortpflanzung dabei nicht ausgeschlossen wird. In dieser Logik ist die kategorische Ablehnung empfängnisverhütender Mittel folgerichtig. Aber diese grobe Vereinfachung ist lebensfremd und wird dem komplexen Thema nicht gerecht, nicht in Oberbayern und schon gar nicht in Afrika.

Vielleicht wäre ja allen geholfen, griffe Joseph Ratzinger auf ein Instrument zurück, das er als Präfekt der Glaubenskongregation selbst gerne angewandt hat: das Bußschweigen. Zehn Jahre kein Wort mehr über Sexualmoral, das wäre eine heilsame Entschlackungskur für alle Beteiligten. Päpstliche Reden klängen weniger moralistisch und wir könnten uns wichtigeren Aspekten des Lebens und der Religion zuwenden.

Sie erreichen den Autor unter

thomas.goetz@kleinezeitung.at


THOMAS GÖTZ



Zum Thema:
http://www.katholisches.info/?p=3418#more-3418
weichensteller - 31. Mär, 21:08

Antwort von Thomas Götz

Schönen Dank für Ihre ausführliche Replik zu meinem Leitartikel. Entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort, ein Schreiben wie Ihres kann ich nicht kurz beantworten und für eine lange Antwort hatte ich bisher keine Zeit. Ich weiß nicht, ob ich mit der Übereinstimmung beginnen soll, oder mit dem, was uns trennt.

Also die Übereinstimmung:

Sie schreiben von der Erbärmlichkeit des Menschen (erbarmungswürdigkeit wäre mir lieber), seiner Unzulänglichkeit und Beschränktheit, auch der eigenen. Wenn mein Text im Ton den Eindruck nahegelegt hat, ich wüsste darum nicht, ist er nicht gut. Jedenfalls habe ich dieser Passage Ihres Briefes nichts entgegenzusetzen.

Verspätete Arbeit am "Thronsturz", Demontage von Tradition und Autorität werfen Sie mir (und Journalisten im allgemeinen) vor. Das gibt es gewiss in vielen Medien, gelegentlich wohl auch in der KLeinen Zeitung. Wir bemühen uns aber täglich, nicht in diese Masche zu verfallen. Kritik an Lehrern, an Beamten, auch am Papst muss trotzdem möglich sein. Ihr Vorwurf trifft nur, wo unzulässig verallgemeinert wird. Nun haben wir das gewiss da und dort getan, beim Streit um die Schule oder auch bei Beamten. Im Großen und Ganzen aber sind wir uns als Zeitung dieser Gefahr bewusst und versuchen, sie zu meiden. Mein Text hat - glaube ich - überhaupt nicht verallgemeinert, sondern hat von der Haltung der Päpste in einer ganz eng umrissenen Frage gehandelt. Ich halte es tatsächlich für einen Fehler, Detailfragen wie diese (Empfängnisverhütungstechniken) dermaßen in den Mittelpunkt zu rücken, eben weil die Kirche damit ihre eigentliche Botschaft der "Humanisierung der Sexualität" verdeckt. Das zu sagen muss möglich sein, ohne dass man sich deshalb den Vorwurf zuzieht, gegen jede Ordnung und Autorität herzuziehen.

Ihr Vergleich zwischen Europa und Afrika ist - wie ich finde - grob verzerrend. Zu Europa fallen ihnen "zerbrochene Familien" ein, "überforderte Mütter, versiegende sexuelle Kräfte, schwindende Beziehungsfähigkeit, Pornoindustrie, Viagra" und noch vieles mehr, zu Afrika die Bindungskraft der Großfamilie und des Stammes. Das halte ich für polemisch. Sie idealisieren die Zustände in Afrika und malen ein Schreckensbild von unserer Gesellschaft, das bestenfalls als Karikatur durchgehen kann.

Einen Vorwurf muss ich zurückweisen. Ich habe nicht über die Kirche gespottet, die Aidskranken hilft. Das wäre dumm und vermessen. Ich habe nur geschrieben, dass ich das kategorische Nein zu Kondomen in den wenig idyllischen afrikanischen Verhältnissen für einen Unfug halte. Das macht weder jubelnde Afrikaner am Straßenrand schlecht noch verunglimpft es Missionare. Es ist was es ist: Kritik an einem klar umrissenen Standpunkt. Zu der stehe ich auch heute noch. Darüber kann man sicher streiten und ein Zeitungsartikel tut das. Mehr kann und will er gar nicht sein. Dass Zeitungen dadurch gesellschaftsverändernd wirken, glauben wir Journalisten gerne. Meine Erfahrung zeigt mir nur, dass es nicht so ist. Die Wirkmöglichkeit von Medien ist sehr sehr beschränkt. Eigentlich ein tröstlicher Gedanke.

Herzliche Grüße

Thomas Götz

weichensteller - 31. Mär, 22:31

Sehr geehrter Herr Götz!

Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Schön, dass Medien nicht nur in eine Richtung laufen.
Ich kann Ihre Argumentation gut verstehen, und Ihre Sicht ist mir nicht ganz fremd. Dass ich das Bild der Sexualität in Europa und der in Afrika jeweils über- oder unterzeichne, kann man so sehen. Besonders was Afrika betrifft, ist mein Erfahrungsschatz nicht umfassend, ich war erst einmal dort, in keinem der vom Papst besuchten Länder, und habe seit einigen Jahren regelmäßig Kontakte zu jugendlichen und erwachsenen Afrikanern, außerdem hatte ich einen afrikanischen Kaplan in meiner Pfarre.
Aber was Europa betrifft: Gerade ist die Zeit der Schulbeichten, und jeder zweite Schüler erzählt mir von getrennten Eltern, und zwei von drei Ehemännern von sexueller Untreue, und viele Männer und Frauen von pornographischen Techniken - und dabei sind es nur sehr wenige Erwachsene, die überhaupt zur Beichte gehen. Sexueller Missbrauch war letzte Woche Gegenstand unseres Themenabends, und die hier genannten Zahlen waren erschreckend. - Also: Ich kann wirklich nicht sehen, woher Europäer die moralische Autorität nehmen wollen, Afrikanern Ratschläge zur Familienplanung zu geben, wo ihre eigene dermaßen offensichtlich in den meisten Punkten gescheitert ist. Europa, der aussterbende Kontinent, der der Zuwanderung bedarf.

Der zweite Vorwurf bezog sich auf die Berichterstattung über die Papstreise. Ich habe in Ihrer Zeitung - trotz bemühter Ausgewogenheit, und das habe ich in meinem Brief auch genannt - keinen einzigen Hinweis auf den Zweck und Anlass der Reise gelesen (vielleicht habe ich etwas überlesen), nämlich das Vorbereitungspapier der Afrika-Synode. Keine Ansprache, keine Predigt. Dabei gibt es genug Möglichkeiten, sich darüber zu informieren, in den Artikeln Ihrer Zeitung wurden selbst einige genannt. Es wurde nicht nur von mir registriert, dass, von einigen Leitmedien ausgehend, alles sich auf die Aussage im Flugzeug über Kondome stürzte und einer vom andern die Sager übernahm. Mich hat das an die Erregungen in der arabischen Welt über die Mohammed-Karikaturen erinnert, nur dass es diesmal um unser eigenes religiöses Oberhaupt ging und dessen gerade für Europa kritischen Anliegen. Anscheinend ein Abwehrreflex. Gewünscht und erwartet hätte ich eine Berichterstattung über afrikanische Lebensverhältnisse, über die Arbeit der christlichen Missionsstationen, über die Lage der Christen als Minderheit oder als Mehrheit, über afrikanische Formen, Christ zu sein, meinetwegen auch über die Fehler der europäischen Kolonialisierung, deren Auswirkungen heute die Lage des Kontinents bestimmen, und ganz bestimmt über die heutige Ausbeutung afrikanischer Bodenschätze und Wirtschaftsleistungen von der westlichen Welt - darüber hat der Papst nämlich gesprochen.

Und das dritte Anliegen ist der meinungsbildende Einfluss der Medien. Natürlich kann man nicht den Lesern mitteilen, was sie denken und glauben sollen, weder als Journalist, noch als Lehrer oder als Pfarrer. Aber man kann etwas verschweigen. Man kann viel Unwichtiges bringen und einiges auslassen. Das verbieten eigentlich die Richtlinien und Satzungen für mediale Berichterstattung. Auch die Leitlinien des Styria-Konzerns, die von Werthaltung und Sinnstiftung sprechen, lassen anderes erwarten. Aber ich schreibe das nicht, weil ich an der Kleinen Zeitung herumnörgeln will, sondern weil Massenmedien den größten Anteil am Kirchenbild der Menschen haben, umso mehr, wenn sie Vorurteile bedienen. Das ist ein Thema, das uns in Villach und Kärnten schon lange begleitet. Seit die Massenmedien so dominant auftreten in der öffentlichen Meinungsbildung, und im selben Zuge andere Formen von Meinungsbildung wie öffentliche Versammlungen, Diskussionen, Bildungsveranstaltungen zurückgetreten sind - zumal im provinziellen, nichturbanen Bereich -, wird zunehmend der Berichterstattung mehr vertraut als den eigenen leibhaftigen Erfahrungen. Und es ist kein Geheimnis, dass mehr Menschen Kirche aus der Zeitung kennen als vom Kirchenbesuch.

Und dass es mir nicht darum geht, auf Fehlern anderer herumzureiten, erkennen Sie daran, dass ich in intensivem Kontakt mit Ihrer Zeitung bin, Adolf Winkler und Elena Moser schon bei mir im Gottesdienst aufgetreten sind und gesprochen haben und ich laufend Austausch gesucht habe. Bei der Kärntner Initiative zu Berufungspastoral spielen Überlegungen zu Ihrer Zeitung eine große Rolle. Umso mehr bin ich enttäuscht, dass Sie vom Start des Schülerradios keine Zeile gebracht haben, trotz Redaktionsbesuch und rechtzeitiger Informationen.

Ich werde Elena Moser unseren Austausch weiterleiten, da sie in einigen Wochen beim Villacher Katholischen Akademikerverband zum Kirchenbild der Medien sprechen wird. Außerdem habe ich mir erlaubt, meinen Kommentar, den Sie ohnehin weder als Leserbrief noch als Gastkommentar veröffentlicht haben, in meinem Pfarrbrief zu bringen und auf meinen Weblog zu stellen, und wenn Sie nichts dagegen haben, auch unsere weitere Korrespondenz. Wir sprechen ja beide als öffentliche Vertreter.
weichensteller - 1. Apr, 22:58

Danke für

Ihre ausführliche Erläuterung, die mich wieder zu Widerspruch herausfordert. Diesmal hat mich Ihr Vergleich mit dem Aufstand gegen die Mohammed-Karikaturen gereizt. Das war ja genau umgekehrt. Damals hat sich eine überempfindliche Religionsgemeinschaft mit blutiger Gewalt dagegen gewehrt, dass ihr Prophet in Karikaturen vorkommt. Ich bin sehr froh, dass Kritik an unserer Kirche oder dem Papst nicht solche Reaktionen auslöst. Kritik, auch scharfe, ist in unseren Breiten nicht nur möglich, sie ist selbstverständlich. Das ist ein riesiger Unterschied und er spricht für unsere von Ihnen etwas unterbewertete Kultur, wie ich finde.

Was die Berichterstattung über den ganzen Papstbesuch in Afrika betrifft, so haben sie recht. Sie war unvollständig und hat das Gesamtbild der Reise nicht wiedergegeben. Auch deshalb hat mich die Papstäußerung im Flugzeug geärgert. Sie und die Reaktionen darauf haben einfach von allem übrigen abgelenkt. Ich gebe zu, wir haben uns dann nicht weiter um die Reise gekümmert, wie überhaupt Afrika nur eine geringe Rolle in unserer Berichterstattung spielt. Andere Regionen sind uns näher. Die nächste Papstreise, die in den Nahen Osten führt, wird da sicher anders wahrgenommen werden.

Zum dritten Punkt: Dass das Kirchenbild vieler Menschen nur noch aus den Medien kommt, ist wohl nicht den Medien anzulasten. Es hat vielerlei Ursachen, hat vielleicht auch mit dem Rückzug der Kirche aus dem öffentlichen Raum zu tun. Die Pannen, die bei Bischofsernennungen passiert sind, haben den Ruf der Kirche auch nicht verbessert. Am meisten jedoch schadet ihr, wenn sie nicht vom Kern ihrer Botschaft redet, sondern herummoralisiert. Das ist nicht ihr Auftrag, glaube ich.

Leider war Ihr Brief viel zu lang, um auf unserem Leserforum Platz zu finden. So habe ich vorgezogen, Ihnen ausführlich zu antworten.

Was Ihre Kritik an mangelnder lokaler Berichterstattung betrifft, bitte ich Sie, sich direkt an Kollegen Winkler zu wenden.

Sie können unseren mailwechsel, wenn man das so nennt, selbstverständlich gerne in ihren weblog stellen.

Herzliche Grüße
Thomas Götz

SCHLAGLOCH - 6. Apr, 13:07

Hallo Weichensteller! Mein erster Gedanke,

als ich den Briefwechsel zwischen Dir und Thomas Götz gelesen habe war, dass hier zwei Meinungs(macht)blöcke aufeinanderstoßen. Die katholische Kirche und die Kleine Zeitung (Medien), die jeweils von sich sagen, wir wissen was recht, was wahr ist. Eine Unfehlbarkeit, hätte es die auch nur in kleinen Rahmen gegeben, dann wäre vieles in der Menschheitsgeschichte anders verlaufen. Führen nicht die Kirche und die Medien einen Kampf gegen die „da oben“, jeweils auf der anderen Seite. Gemeinsam wäre ein Kampf notwendig für die „da unten“.

Mir erscheint das Leben als ein ewiges Experiment. Gibt es dafür auch Anleitungen von verschiedenen Seiten, so weiß man nie genau, was beim Versuch Leben herauskommt. Experimente haben es an sich, dass es im Labor Erde, zu Unfällen kommt.

Hat es zu der Zeit, wo die kirchliche Moral, Moralvorstellung, mehr Einfluss auf das Familienleben hatte, glücklichere Familien, Kinder gegeben, oder hat sich nur eine Seite, meistens die Weibliche, die Kinder, gefügt und sich nicht zur Wort gemeldet?

Gruss schlagloch.

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