2. grund in der bibel

a.

Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1) entfaltet sogleich alle Arten des Grundes: als Weg, als Felsen, als überschattet von Dornen, sowie als Boden - γη. Ihre Differenz liegt darin, wie sie aufnehmen können und festhalten: der Samen muß sich geradezu einwachsen können, also mit dem Grund verbinden und einswerden, dann kann er zu sich kommen und den Halm entspringen lassen, der am Ende Frucht bringt. Die Fruchtbarkeit ist das Kriterium des Gründens – daran ist der Grund erkenntlich.
Als guter Boden wird der Gläubige herausgestellt (13, 23), der Gottes Wort hört und versteht, der also Gottes Sprechen in sich aufnimmt und damit schwanger geht, bis es sich verwirklicht.
Wesentlich ist das Grundsein des Gläubigen: kein Wissen, kein Überblick über den Vorgang, kein Einfluß darauf, kein Zugriff, sondern die Offenheit und Empfänglichkeit, sodaß das ergangene Wort sich einnisten kann im Grunde, ein geheimnisvoller, entzogener Vorgang. Und wenn es soweit ist, läßt der Gläubige das Wachsende entspringen: das ist bereits seine Fruchtbarkeit vom Grunde. Ja, Entspringenlassen braucht Mut und Selbstüberwindung, aber es ist eigentlich ein Gewährenlassen, was sich von selbst Bahn bricht. Zur Frucht am Ende trägt er bei: Festigkeit und Feuchtigkeit – zwei beinahe widerstrebende Dinge, die zueinander in Dynamik stehen. So ist der Gläubige also selbst ein beweglicher, lebendiger Grund seiner Berufung – und keinesfalls ihr Herr.

b.

Das Gleichnis von den Arbeitern am Weinberg (20,1-16) thematisiert weniger den Boden, als den Ertrag. Es muß nicht die Ernte selbst sein, auch das Zurückschneiden der Reben ist Arbeit, die viele Arbeitskräfte braucht. Der Boden ist als fruchtbar vorausgesetzt – das starke Wachstum erzeugt Arbeit. Das Anlegen des Weinbergs, das Aussäen bleiben unerwähnt, im Blick sind die Mühen der Pflege oder Ernte. Hier geht es nicht um die, in denen der Samen der Berufung bereits austreibt, sondern um die Berufungspfleger oder Seelsorger. Ihre Mühen werden problematisiert – von ihnen selbst, während der Gutsbesitzer sich auf diese Problematisierung nicht einläßt. Die Mühe ist nicht das Kriterium, sondern die Verfügungsbereitschaft, um am richtigen Ort eingesetzt zu werden. Jetzt geht es bei ihnen um das Hören auf den Auftrag, und um die elfte Stunde werden einige mit leisem Vorwurf als Schwerhörige oder Abwesende kenntlich. Sie alle aber werden nach und nach zum Grund geschickt, um daran zu arbeiten: so vergeht der Tag.

c.

Das dritte Gleichnis von den bösen Winzern (Mt 21, 33-43) erzählt nun vom Ertrag des Weinbergs. Das Problem ist nun, was mit ihm geschieht: der Gutsbesitzer will den Ertrag abholen, aber die Pächter haben ihn für sich selbst verwendet. Darin offenbart sich ihr Mißverständnis von Erbe: von der Beseitigung des Erben ergeht keineswegs ein Anspruch auf dessen Besitz. Auch hier ist der Boden als fruchtbar vorausgesetzt; er tritt insofern ins Bild, als es um seinen Besitz geht – also wieder um den Verfügungsanspruch. Die Pächter können keineswegs als mit diesem Boden verbunden angesehen werden - ihr Aneignungsversuch setzt sich ja über seine Entstehungsgeschichte und Bedeutung hinweg und tut ihm/dem Besitzer Gewalt an. Die Lösung läge darin, den Grund zu bearbeiten und seine Früchte zu pflegen und zu übergeben/

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