Mittwoch, 5. Dezember 2007

ich führe meine pfarre wie einen radiosender II

Information ist nicht Bildung, sagt Rudolf Nagiller, Bildung muß man sich erarbeiten, Information muß man glauben. Tao, Imago, Logos, das ist nicht Predigtfunk, das sind nicht Dimensionen der Religion, das sind religiöse Dimensionen, sagt Alois Vergeiner. Internationalität, Interviews, Aktualität. Die Informationssendungen. Quellenkritik, gelehrt von Rudolf Nagiller, bei „Im Journal zu Gast“: Nachfragen bis zur Schmerzgrenze, unbequem. Ein Journalfahrplan mit Life-Inszenierungen: Studiogäste, selbstreflexive Kommentare, Kulturberichte. Nicht Abspielen von Musik, dazu kauft man CDs. Musik will kommentiert, erarbeitet, bewertet werden: Pasticcio, Im Künstlerzimmer, Ö1 bis 2. Und dann die neue Öffentlichkeit des Radios: Radiokulturhaus mit Lifesendungen vor Publikum, die Programmzeitschrift „gehört gehört“, die Radio in ein Printmedium übersetzt und verbildlicht. Und die Podgasts und CDs von den Sendungen: übersteigen die Einmaligkeit der Ausstrahlung.

Ich könnte jetzt vom Religionsunterricht sprechen. Von Passanten interviewenden Gymnasiasten in der Religionsstunde bis zur Erarbeitung der ältesten Konzilstexte, von der Hinterfragung des schulischen Bewertungsschemas der Kirchengeschichte des Geschichtsunterrichts bis zur spielerischen Ertastung der Sexualkunde mit Lifebefragungen. Aber es gibt auch pfarrliche Bildungsmöglichkeiten. Die prophetische Gruppe ist eine Community für Selbsterfahrung und Biographiedeutung anhand biblischer Prophetentexte. Die Persönlichkeitsentwicklung greift auf Outdoor-Experimente zurück: gemeinsame Auslandsreisen mit Selbstorganisationsaufgaben, anstelle braver Wallfahrten. Da findet Auseinandersetzung statt, die Existenzen neu ausrichtet. Damals in Damaskus, ich habe Petrus in Antiochien gefunden, die Jugendlichen beim Papst in Rom.
Und der Kritische Oktober. Ich halte die Vortragsmethode als Bildungsveranstaltung für überholt. Der Professor spricht, wir lauschen, dann vielleicht eine Diskussion. Ich hole Vortragende in die Sonntagsmesse. Die ganze Liturgie muß sich auf sie einstellen, und auf das Thema. Und die Vortragenden auf uns. Ich hätte bei reinen Vorträgen nur die brave Bildungsbürgerschicht da, und davon sehr wenige. So hab ich die ganze Sonntagsgemeinde und zusätzlich die Fans und Neugierigen zum Thema: und wenn dann der Bürgermeister kommt oder der Chefredakteur, dann verlautbaren sie nicht Programmtexte, sondern stellen sich einem kritischen Fragenkatalog. Und die Gemeinde fragt nach!
Und die CDs von der hier erklungenen Musik vertreiben wir auch, Amateuraufnahmen oder genehmigte CD-Cuts, großteils Uraufführungen, zum Wiederhören, zum Vergleichen und auch zur Vorstellung für neu Dazugekommene. Und die Pfarrbriefe, Farbdruck mit vielen Fotos, mit Interviews und Jugend-Kommentaren, und meist mit einem gesellschaftsrelevanten Ausgriff. Eine große, übersichtliche Homepage, laufend aktualisiert, mit Musikcuts zum Runterladen. Eine Öffentlichkeit auch für unsere jungen Künstler. Veranstaltungen werden mit Plakaten beworben und mit Zeitungseinschaltungen: Qualität verkauft sich nicht von selbst, sagt Michael Schrott.
Das Gemeindekonzept verläßt sich nicht auf die Stammhörer. Wir sind nicht für uns selber da, wir haben einen Auftrag für die ganze Stadt, wir greifen ein in ihre Vollzüge, wir gehen auf ihre Wirklichkeit zu. Entschiedenheit, Frau, Öffentlichkeit, Wohnen, das sind unsere Themen, Tod. Wir bemängeln die Stadtplanung, beanspruchen einen Park, errichten ihn mit der öffentlichen Hand. Wir mischen uns ein, wir wollen verstehen, hinterfragen, wollen bilden, Menschen bilden, Gemeinschaft. Gott schickt uns, um Menschen zu formen zu ganzen Menschen. Unser Sendungsauftrag, so umfassend.

40 Jahre ist unsere Kirche alt geworden, ein Kirchenbaby, alles Gute zum Geburtstag!

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