5. "Katholizismus" heute

o Religiöse Subjektivierung

Nachdem Traditionen und Werthaltungen, soziale Zugehörigkeit und religiöses Verständnis frei wählbar sind, sinkt auch ihre Bindekraft, da sie auch abwählbar sind. Damit geht ein sozialer Zusammenhalt sowie die innere Kongruenz von Glaubens- und Werthaltungen verloren.

o Individualisierung

Das Automobil und der Arbeitsmarkt haben die Vereinzelung des modernen Menschen vorangetrieben. Den neu entstandenen Freiheitsgraden entsprechen neue Entscheidungszwänge. Die ständige Reflexion darüber, was richtig ist und was zu tun ist („Dauerreflexivität), überfordert viele Menschen und führt zu neuem Fundamentalismus und Bildungsverweigerung. Es kommt zu „Allgemeinheitsindividualität“ (Kohli).

o Pluralisierung

Die Lebensform wird ebenso frei gewählt wie der Beruf. Das erklärt z.T. auch das verstärkte Auftreten von Homosexualität. Ebenso werden religiöse Inhalte zum Gegenstand freier Wahl. Es kommt zur Kombination von Versatzstücken verschiedener Religionen und zu einem neuen Synkretismus.

o Neue Sozialformen

Partnerschaft und Liebe werden neu definiert und verlieren Verbindlichkeit und Prägekraft. Katholikentage stärken die Identität von Christen, aber auch ein neues Gemeindebild. Partizipative Strukturen kommen auf, wie der Pfarrgemeinderat. Gabriel unterscheidet fünf Sektoren des späten Katholizismus:
1. Fundamentalismus
2. explizite und interaktive Christen, die sich ehrenamtlich in der Gemeinde oder in einem anderen kirchlichen Feld engagieren
3. diffus Katholische, die nur selten als Christen explizit in Erscheinung treten und kaum Glaubensinhalte und Werthaltungen angeben können
4. kirchliche Berufe mit all ihren Rollenkonflikten und Identitätsfragen
5. Bewegungssektor mit hoher kirchlicher Identität, aber geringer reflexiver und gesamtkirchlicher Perspektive

o Spannungen zwischen Selbstverständnis und Fremdverständnis der Religion

Besonders die Darstellung in den Massenmedien und der Synkretismus diffus christlicher Öffentlichkeit bilden ein kirchliches Erscheinungsbild bzw. Erwartungsbild, das mit dem, wie Kirche sich selbst und den Gottesglauben versteht, kaum mehr in Einklang zu bringen ist. Dazu kommen auch Flügelbildungen in der Kirche selbst, die einander in wichtigen Fragen wie Bischofsernennungen unvermittelbar gegenüberstehen.

Aktuelle Beiträge

Normalität
Oh das ist schön, wenn die sonntägliche Eucharistiefeier...
weichensteller - 24. Aug, 07:57
Sonntag Die Kirchenglocken...
Sonntag Die Kirchenglocken läuten, die Messe beginnt. Raunen...
Nachdenkliche - 22. Aug, 20:28
Was bleibt
Im Suq der Medina von Kairouan. Ein sehr stimmungsvoller...
weichensteller - 20. Aug, 07:25
Hallo Schlagloch!
Ich glaube, der Sandhaufen ist immer noch da. Nicht...
weichensteller - 16. Aug, 11:56
Hallo Weichensteller!...
habe ich genauso in Erinnerung wie auf deinen Fotos....
SCHLAGLOCH - 15. Aug, 15:16

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6046 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Aug, 07:57

Credits


berufungspastoral
bizerte
dougga
experimente und entwicklungen
forschungen
Fragen und Diskussion
fremdtexte
grundgedanken
kairouan
karthago
Kritik am Bürgertum
medien
öffentlichkeit
sonntagstexte
sousse
Stadtsoziologie
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren