wie anfangen

Nun will ich der Werke Gottes gedenken; was ich gesehen habe, will ich erzählen: Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; seine Lehre ist ein Ausfluß seiner Liebe." So hebt Jesus Sirach sein Gotteslob an (Sir 42,15), zuerst also schaut er, schaut sich um, erzählt, was er sieht. Der Blick geht in die Natur, mit der sich der Mensch verbunden fühlt, Sonne, Meerestiefen, Mond, Wolken, Himmel, Vögel, Donner, Winde, Berge, Schnee, Quellen, Teich, Hitze, Tau, Meer, Ungeheuer des Meeres erblickt Sirach im Jahreswechsel und zählt sie auf.
Der Gang in die Berge ist vielen Kärntnern ein Anfang zur Gottesbegegnung, meist Männer, allein unterwegs, sprachlos vor der Gewalt und Majestät der Berge, Herausforderung, aufzubrechen und sich zu stellen. Mit Sport beantworten sie den Ruf, nicht mit Sprache. Die alltägliche Sprache würde auch nicht hinreichen, um das auszudrücken, was ihnen widerfährt in der Fremdheit der Natur, die ihnen vertraut wird, in ihrer Widerständigkeit, die sie bezwingen, in ihrer Abweisung, die sie beantworten mit fester Kleidung, Karte und Kondition. Was sie erfahren, wenn sie die Gipfel überschritten haben, mit neuen Ausblicken auf neue Fernen, mit ihrem Eintauchen in neu sich öffnende geheime Landschaften jenseits der belebten Täler. Wenn sie erfaßt werden von jener Stille hinter Bergen, die sie selbst in sich tragen, sprachlose Männer von Uranfängen her.
Immerhin wäre das ein Anfang. Was er aber freigibt, der Naturblick, ist das Innere, das innen Korrespondierende: Der Größe und Gewalt der Natur entspricht der hartnäckige Geist des Menschen, der sich an ihr mißt und ihr entgegenwächst mit seinem Leib. An seinen Grenzen entlang wird der kleine Mensch größer, wenn er sich überwindet auf das Größere hin. Wenn so Religion anfängt. An Größe sich messen, beim Wandern, beim Sport, an großen Aufgaben im Beruf, an großen menschlichen Herausforderungen in Begegnungen. Als Anpackender und Zugreifender man selbst werden und so erfahren: es geht. Es geht gut, es gelingt, es ist möglich. Berge gewähren ihre Ersteigung, Aufgaben gewähren ihre Bewältigung. Erfolgreich wächst der Geist. Ein Mann, an dessen Hand der starke Vater stirbt, und der daran groß werden muß. Eine junge Frau, aus der neues, eigenständiges Leben gekommen ist. Eine Frau, in deren Haus ein toter Mensch gelegen ist. Menschen, die in ein fremdes biblisches Land gereist sind ohne die Sicherheit von Hotelbuchungen. Jugendliche, die mit Kamera und Mikrophon Erwachsene nach ihrem Glauben gefragt haben und sich an deren Antworten abarbeiten. Die Kinder, die sich auf die Eucharistie vorbereiten, werden Steine sammeln gehen, sie werden Pflanzen großziehen, Tiere beobachten und streicheln, sie werden Menschen verschiedenen Alters begegnen, Säuglingen und alten Menschen, und auch sich selbst, ihren Talenten und Größen, ihren Schwächen, als einzelne und als Gemeinschaft. Und wenn sich jedes einzelne Kind im Hallenbad im Wasser ausstreckt, kann es spüren, wie es getragen wird, vom Wasser, von den Erwachsenen, und von Gott.

Aber nun muß Sprache kommen. Zur Freude muß einmal Sprache kommen, Sirach zählt auf – staunend, die Männer zählen auf stolz, die Gläubigen dankbar. Und wer Gott kennt, der preist ihn, so Sirach, so der Psalmist. In die Worte von Ps 139 stimmten Pfarrgemeinderäte ein, Verse von Ps 104 lernen und beten Erstkommunionkinder, Ps 8 betet die Sonntagsgemeinde, wenn Kinder dazugekommen sind. Schöpfungserfahrung braucht Sprache, um Gott auszudrücken und anzusprechen. „Wie würden Sie Gott nennen?“, haben Jugendliche ratlose Erwachsene gefragt, die mit Gott noch nicht gesprochen haben.

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