Freitag, 25. Januar 2008

stadtsoziologie oder wie die menschen bei uns leben, was sie wollen und wer sie sind

Stadt ist nach neueren soziologischen Untersuchungen keineswegs ein einheitliches Gebilde, nicht zu Anonymität verdammt und verführt auch nicht zu schrankenlosem Konsumismus.

Es kann aber in letzter Zeit überall beobachtet werden, dass Mittelschichten verstärkt ins Umland ziehen, ebenso die Industrie, und leere, ghettoartige Innenstädte zurückbleiben. Das sehen wir gerade in Villach.

Die community
einer Dorfgemeinschaft (auch innerhalb einer Stadt: Gans, The Urban Villagers): persönliche Bekanntschaft/ Vereinsleben mit festen Riten/ klare Grenzen der Zugehörigkeit/ starke soziale Kontrolle/ innere Kohärenz der Gruppe

Nachbarschaften:
Nachbarschaftskontakte hängen wenig von baulichen Arrangements oder vom Baualter ab. Aktive Kontakte entstehen stattdessen wegen gleichem sozialem Status/ Lebenszyklus/ ethnischer Zugehörigkeit/ Religion: Homogenität wird gesucht. Räumliche Nähe stiftet keine Nachbarschaft (Kob, Zapf)

Netzwerke:
Der umgekehrte Ansatz untersucht die Häufigkeit der Kontakte, von der Beziehung ausgehend. Nahe Verwandte, Freunde und Bekannte werden eher besucht, wenn sie in der Nähe wohnen. Jugendliche und junge Ehepaare suchen oft Wohnstandorte in der Nähe. Netzwerke können aber auch über größere Distanzen bestehen, auch von elektronischer Kommunikation unterstützt. (Keupp/Röhrle 1987, Pappi/Melbeck 1988, Bertram 1994, Friedrichs 1995)

Der Unterschied zu obigen Gemeinschaftsformen ist die geringe soziale Kontrolle, die persönliche Auswahl der Kontakte und der leichter mögliche Abbruch der Beziehung. Dadurch entstehen neue Formen sozialer Ungleichheit: je höher der sozialökonomische Status einer Person, desto vielfältigere und intensivere Netzwerkkontakte.

Meine Bewertung:
-) Kinder und alte Menschen bleiben nach wie vor auf Kontakte im Nahraum angewiesen.
-) Kontakte ergeben sich nicht, sondern müssen gesucht/ inszeniert werden - Personen mit höherer Steuerungskompetenz im Vorteil
-) eine sich bildende community sucht von sich aus nach Homogenität: Kontakte in der selben sozialen/ Bildungs-Schicht, Lebenssituation, Kommunikationsstil

Das wirft ein neues Licht auf einige Vorgänge unserer Gemeindebildung:
-) Kontaktscheu gegenüber Fremden
-) viel mehr passive Gemeindemitglieder als aktiv steuernde
-) ganz andere Gemeinschaftsbildung bei Kindern, Jugendlichen, wieder andere bei Alten
-) sehr lose Bindungen bei vielen Berufstätigen
-) jahrzehntelang unterschwellig nachwirkende räumliche Zuordnungen innerhalb der längst gewandelten Stadt

Bleibende Fragen, die einer Untersuchung harren:
+ Mobilität: wie lange wohnen Menschen in Völkendorf/ z.U. zu Restvillach
+ woher kommen die Völkendorfer: Gemeinden/ Bundesländer/ Länder
+ Wohnungsgröße, öff./private Hausbesitzer
+ Infrastruktur in Völk./ vgl. Villach
+ welche Lebensprozesse können in Völk. stattfinden: Arbeitsplätze/ Freizeit/ Schulen/ Konsum in Völk.
+ soziale Bildungsschichten in Völk.: Segregation in Quartieren/ in Lebensvollzügen (Spar/ Billa)
+ Zentren und Versammlungsorte
+ Versammlungsgründe
+ Wege: Schule/ Arbeit/ Einkauf/ Besuche

Vergleiche:
http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/356424/index.do

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